"The Nose" am El Capitan - Ein Familien-Tour-Projekt
Schwierigkeit: VI+/5.10
Als ob es nicht schon Geschenk genug ist, mit dem eingenen "Buam" zwei Wochen Urlaub im Yosemite verbringen zu können - nein, nicht genug!
Immer öfter kommt "The Nose" am El Capitan ins Spiel!
Mein Sohn Peter, staatl. gepr. Bergführer, sieht darin kein Problem, aber in meinem Kopf gibt es viele zweifelnde Gedanken: 1.000 Hm, 30 SL, 3 Tage in dieser "Big Wall", was ist wenn ..., reicht meine Kraft und körperliche Fitness, schaff ich es mental, ...
Aber am 27. Sept. um 4:30 Uhr stehen wir beim Einstieg!
Auch meine Hoffnung, dass schon einige Seilschaften vor uns sein könnten erfüllt sich nicht - los geht´s!
14 SL am ersten Tag! Ich bin in jeder Hinsicht total gefordert.
Peter steigt vor, dann wird der Haul-Bag mit Wasser, Verpflegung und Ausrüstung nachgezogen, ich steige nach. Genächtigt wird auf einem schmalen Felsvorsprung.
Am zweiten Tag verschärft sich meine mentale Verfassung, als 200 Meter von uns entfernt ein gewaltiger Felssturz das Tal einstaubt - Hubschrauber kreisen, Seilbergungen, ... - jetzt heißt es kühlen Kopf bewahren!
Wir treffen auf eine holländische und eine italienische Seilschaft - die einen beim Rückzug, die anderen schon zu lange in der Wand.
Trotz erster körperlicher Verschleißerscheinungen, vor Allem an den Fingerkuppen, wird mir allmählich bewusst, dass wir es aber schaffen könnten - jeder Abschnitt vollste Konzentration!
Für den dritten Tag bleiben nur mehr 6 SL übrig. Peter führt Seillänge für Seillänge mit gwohnter Sicherheit!
Wir sind gut unterwegs und das Wetter ist nach wie vor traumhaft - könnte gar nicht besser sein.
Und dann steigen wir aus!
Für mehr als die Hälfte aller "Nose"-Aspiranten bleibt dies nur eine Vorstellung, aber wir haben es geschafft!
Unheimliche Freude kommt auf - ein Traum ist in Erfüllung gegangen und noch dazu, da dieses Abenteuer zu einem Vater-Sohn-Event wurde - gelingt nicht vielen!!!
Manfred Ehrengruber (staatl. gepr. Instruktor - Hochtouren)